Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Thronwechsel in London

Zum Gedenken an Queen Elizabeth II.

Am 8. September 2022 verstarb Queen Elizabeth II. im Alter von 96 Jahren auf Schloss Balmoral. Numis­matisch begleiteten das bemerkenswerte Leben der britischen Königin viele Münz­ausgaben des Vereinigten Königreichs und des Commonwealth. Nun prägt die Royal Mint die ersten Münzen mit dem Bildnis ihres Sohnes und Nachfolgers King Charles III.

Die ersten britischen Münzen mit dem „effigy“, dem Abbild von König Charles III., wurden bereits drei Wochen nach dem Tod der Queen vorgestellt. Die Prägung der silbernen 5-Pfund-Krone und des 50-Pence-Stücks mit der Jahreszahl 2022 startete noch im November des vergangenen Jahres. 

Der Tradition entsprechend ist das Porträt des Königs nun nach links gerichtet, also in die entgegengesetzte Richtung zur Vorgängerin Königin Elizabeth II. Die lateinische Inschrift, die das Bildnis umgibt, lautet: „CHARLES III - D - G - REX - F - D“, was ausgeschrieben und übersetzt bedeutet: „Charles III, von Gottes Gnaden, König, Verteidiger des Glaubens“. Das Bildnis des Königs wurde von dem bekannten britischen Bildhauer Martin Jennings geschaffen und von Charles III. genehmigt. Für den Designer war es „ein Privileg, das erste offizielle Bildnis Seiner Majestät zu entwerfen und seine persönliche Zustimmung zu dem Entwurf zu erhalten. Das Porträt ist einem Foto des Königs nachempfunden und von den einzigartigen Porträts inspiriert, die im Laufe der Jahrhunderte die britischen Münzen zierten“.

Das Besondere an den beiden Münzen ist, dass sie nicht nur den neuen König ehren, sondern auf ihrer Bildseite gleichzeitig Queen Elizabeth II. ihre Referenz erweisen. So zeigt die 5-Pfund-Silbermünze zwei neue Porträts der verstorbenen Königin in Dreiviertelansicht, wobei hier insgesamt gleich drei unterschiedliche Kronen ebenso wie das Emblem E-II-R (Elisabeth II Regina) zur Geltung kommen. Das Design wurde von dem Künstler John Bergdahl in Zusammenarbeit mit der Royal Mint entworfen. 

Motiv wie auf den Krönungsmünzen von Elizabeth II. 

Die Rückseite des 50-Pence-Stücks wiederum zeigt ein Motiv, das ursprünglich auf den Münzen zu sehen war, die 1953 zur Krönung der Queen in Westminster Abbey erschienen sind. Es besteht aus den Vierteln des Königswappens sowie den Symbolen der vier Landesteile – eine Rose für England, eine Distel für Schottland, ein Kleeblatt für Nordirland und ein Lauch für Wales. Beide Münzen sollen Teil einer größeren Gedenkmünzensammlung werden, wobei die 50-Pence-Münze nicht nur als Sammlermünze, sondern in einer Auflage von 9,6 Millionen Exemplaren auch als Kursmünze erscheint. Anne Jessopp, Geschäftsführerin der Royal Mint, erklärt dazu: „Ihre verstorbene Majestät regierte siebzig Jahre lang mit Herz und Hingabe, und diese Gedenkkollektion erinnert an ihr bemerkenswertes Erbe als Großbritanniens dienstälteste Monarchin. Um sicherzustellen, dass jeder ein Stück Geschichte in der Hand halten kann, wird die 50-Pence-Münze im Vereinigten Königreich in den Umlauf gebracht.“ Royal-Mint-Museumsleiter Kevin Clancy ergänzt: „Für viele Menschen wird es das erste Mal in ihrem Leben sein, dass sie sehen, wie ein neuer Monarch auf Geld erscheint“.

Denn während es vor der Zeit der Dezimalisierung 1971 für die Briten völlig normal war, Porträts verschiedener Monarchen im Geldbeutel zu finden, gab es im letzten halben Jahrhundert nur noch Queen Elizabeth II. Und natürlich behalten die geschätzt 29 Milliarden Münzen auch weiterhin ihre Gültigkeit. Und bis diese durch die Prägungen mit dem Porträt des neuen Königs Charles III. ersetzt sein werden, dürfte noch viel Wasser die Themse hinunterfließen. 

Fünf offizielle Münzporträts von der Royal Mint 

Von Königin Elizabeth II. gab es hauptsächlich fünf offizielle Münz-Porträts (Abbildung unten). Und als Staatsoberhaupt des Commonwealth ist ihr Abbild auf unzähligen Münzen weltweit auch außerhalb Großbritanniens erschienen. 

Geboren wurde die Queen am 21. April 1926 und wenig später im Buckingham-Palast auf den Namen Elizabeth Alexandra Mary getauft. Was folgte, war ein bewegtes Leben und eine beispiellose Karriere. So ist Elizabeth II. das am längsten regierende Oberhaupt der britischen Monarchie. 2015 löste sie die ehemalige „Rekordhalterin“ Queen Victoria ab: Ihre Ur-Ur-Großmutter regierte mehr als 63 Jahre lang. Und noch im Frühjahr 2022 konnte sie ihren 96. Geburtstag und ihr 70. Thronjubiläum feiern. Gewohnt bescheiden erklärte sie: „Das ist nichts, was ich jemals angestrebt habe. Ein langes Leben kann unweigerlich an vielen Meilensteinen vorbeiziehen. Mein eigenes ist keine Ausnahme“. Wobei beide Ereignisse natürlich dennoch auch in numismatischer Form gewürdigt wurden.

In ihrer Jugend erhielt Elizabeth – neben dem Hausunterricht auf Schloss Windsor – beim stellvertretenden Schulleiter der reinen Jungen-Eliteschule Eton College Unterricht in Verfassungsgeschichte und wurde vom Erzbischof von Canterbury im Fach Religion unterrichtet. Während des Krieges engagierte sich Elizabeth bei der Frauenabteilung des britischen Heeres, dem Heimathilfsdienst „Auxiliary Territorial Service (ATS)“. Dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Mechanikerin und Lkw-Fahrerin. Bei Kriegsende am 8. Mai 1945 mischten sich die beiden Prinzessinnen Elizabeth und ihre vier Jahre jüngere Schwester Margaret unerkannt unter die feiernde Menschenmenge in den Straßen Londons. 

1947 folgte ihre erste offizielle Überseereise in Begleitung ihrer Eltern nach Südafrika. Dort feierte sie ihren 21. Geburtstag und hielt eine Ansprache über den Rundfunk, in der sie sich für den Dienst am Commonwealth aussprach: „Ich erkläre vor Ihnen allen, dass ich mein ganzes Leben in den Dienst unserer großen imperialen Familie stelle, zu der wir alle gehören.“ Ein Bekenntnis, das Elizabeth II. fünf Jahre später bei ihrer Thronbesteigung wiederholen sollte.

Goldene Sovereigns  zur Krönung

Doch zuvor erfolgte 1948 ihre (Liebes-) Heirat mit Prinz Philip, dem Duke of Edinburgh (geboren als Prinz Philipp von Griechenland und Dänemark) in der Westminster Abbey und kurz darauf die Geburt ihrer Kinder, Prinz Charles und Princess Anne. 1952 folgte sie als Queen Elizabeth II. ihrem verstorbenen Vater mit nur 27 Jahren auf den britischen Königsthron. Ein Jahr später, am 2. Juni 1953, fand die Krönung Elizabeths statt, welche erstmalig im Fernsehen übertragen wurde. 300 Millionen Zuschauer verfolgten das historische Ereignis. 

Anlässlich der Krönung wurden 1953 auch erstmals Sovereigns sowie Halb-Sovereigns mit dem Jugendbild der Queen geprägt. Das jugendliche Design mit Haarkranz und -schleife stammt von der Künstlerin Mary Gillick. Allerdings bestand die Auflage der ersten Goldmünzen aus dem Krönungsjahr nur aus Kleinstmengen, die nie in den Umlauf gegangen sind. Der Sovereign mit dem Jugendporträt der Queen wurde dann aber ab 1957 auch als Umlauf-Goldmünze aufgelegt und in dieser Form bis 1968 geprägt. Die Münze besteht aus 917er Gold mit einem Durchmesser von 22 Millimetern und einem Raugewicht von 7,99 Gramm. 

Die Halb-Sovereigns wurden erst wieder mit dem zweiten Bildnis der Königin ab 1980 geprägt – wobei das Porträt von Designer Arnold Machin für andere Münzen bereits 1968 entworfen worden war – nun mit königlichem Diadem anstelle von Kranz und Schleife. Der Halb-Sovereign wurde von 1980 bis 1984 ebenfalls aus 917er Gold geprägt. Sein Raugewicht beträgt 3,99 Gramm bei einem Durchmesser von 19 Millimetern. Auf den Rückseiten beider Goldmünzen ist das berühmte Motiv „St. Georg im Kampf mit dem Drachen“ zu sehen. Im weiteren Verlauf ihrer langen Regentschaft erschienen noch viele weitere Gold-, Silber- und Umlaufmünzen, auf denen das Abbild der Queen jeweils ihrem Alter gemäß angepasst war. So wurde das dritte Porträt 1985 von Raphael Maklouf entworfen. Auf diesem Bildnis ist die Queen mit Ohrring, Halskette und dem George IV State Diadem (Diamond Diadem) zu sehen. Es ist auch das erste Porträt, das die Queen ohne Schulteransatz zeigt, und auch das erste, auf dem die Initialen des Designers zu sehen sind.

Das nächste „effigy“ Queen Elizabeths II. von Ian Rank Broadley entstand fast eher zufällig. Die Royal Mint schrieb im Jahr 1997 einen Wettbewerb für die Bildseite einer Gedenkmünze zur Goldenen Hochzeit von Elizabeth und Ehemann Philip aus. Die eingereichten Designs zeigten eine so hohe Qualität, dass man bei der Prägeanstalt entschied, auch das Standardporträt der Queen zu aktualisieren. Broadleys Design, das sich in einem erneuten Wettbewerb durchsetzen konnte, zeichnet sich dabei durch einen hohen Grad an Realismus aus. Es zeigt die Queen mit dem Diadem, das schon Machin für seinen Entwurf gewählt hatte. Auch Jody Clark verzichtet beim fünften Porträt ebenfalls auf eine starke Idealisierung und entschied sich für ein realistisches, aber würdevolles Bild von  Elizabeth. Wie schon auf dem von Maklouf gestalteten Design trägt die Monarchin das George IV State Diadem und einen Ohrring. Eine Besonderheit: Erstmals war die Queen hier mit dem sehr deutlichen Ansatz eines Lächelns zu sehen.

Nur in Kanada: Porträt von Susanna Blunt

Kanada verwendet seit 2004 nicht mehr die offiziellen Porträts der britischen Royal Mint, sondern eine eigene, von der Kanadierin Susanna Blunt ein Jahr zuvor gestaltete Version. Im Gegensatz zu den damaligen britischen Designs ist die Queen hier ohne Krone, aber mit einer Perlenkette und einem Ohrring zu sehen. Und obwohl spätestens mit dem Jahrgang 2023 eigentlich keine neuen Münzen mit Elizabeth II. als amtierender Königin auf der Wertseite erscheinen sollten, ließen sich ein paar Ausgaben nicht mehr stoppen. So hat es die kanadische Version beispielsweise auf dem Maple Leaf noch ins Jahr 2023 geschafft – und auch die Lunar-Serie zum „Jahr des Hasen“ der australischen Perth Mint war bereits in der Auslieferung. 

Somit dürfen sich diese Münzen als numismatische Ausnahmen rühmen, wenngleich sie nicht ganz an die rare 5-Unzen-Goldmünze mit König Charles III. auf der Wertseite zu Ehren Königin Elizabeths II. heranreichen. In Mittelpunkt der Bildseite steht ein anmutiges Design des Künstlers John Bergdahl. Es zeigt die Queen nun auch ohne Krone, umrahmt von Lorbeer und Rosen. Die Rosen stehen für die Leidenschaft, mit der Her Majesty ihr Leben in den Dienst ihres Landes und seiner Menschen gestellt hat. Von dieser außergewöhnlichen 5-Unzen-Münze aus feinstem Gold (999,9/1000, 50 mm) wurden nur 200 Exemplare geprägt und nur sechs Stück davon waren im Dezember 2022 für den deutschen Markt bestimmt.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2023.

Noch im Todesjahr 2022 von Queen Elizabeth II. erschienen Münzen mit dem Porträt des neuen Königs Charles III. Die Bildseite der 5-Pfund-Silbermünze ehrt das Leben der Queen mit zwei neuen Porträts, die 50-Pence-Münze zeigt die Insignien, die schon auf ihren Münzen zur Krönung 1953 zu sehen waren.

 Der Sovereign mit dem Jugendporträt Elizabeths II. stammt aus dem Jahr 1966.

Zum 70. Krönungsjubiläum 2022 wurde Queen Elizabeth unter anderem mit dieser Goldmünze geehrt. 

Zu den numismatischen Besonderheiten zählen 2023er-Münzen, die auf der Wertseite noch das Porträt von Queen Elizabeth tragen – wie die 2-Pfund-Britannia-Münze. 

© DEUTSCHES MÜNZEN MAGAZIN - Alle Rechte vorbehalten