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Von der Heuschrecke bis zur Hummel

Wunderwelt Insekten: alle Ausgaben 2024

Mittlerweile hat das Bundeskabinett auch alle vier Motive der Serie „Wunderwelt Insekten“ des Jahrgangs 2024 beschlossen: Heuschrecke, Schwebfliege, Hirschkäfer und Hummel.

Das sind die quartalsweise erscheinenden Motive des nächsten Jahres:

GRÜNES HEUPFERD

Im ersten Quartal 2024 erscheint eine 5-Euro-Farbmünze mit dem Motiv „Grünes Heupferd“ (Tettigonia viridissima), der mit drei bis über vier Zentimetern Länge größten heimischen Heuschrecke. Sie ernährt sich hauptsächlich räuberisch von Insekten, frisst aber auch Pflanzen und kann mit dem Aneinanderreiben ihrer Flügel ein weithin hörbares Zirpen erzeugen. Dieser Gesang, der in naturnahen Gefilden zum Sommer gehört wie die Sonne, dauert oft bis tief in die Nacht. Die Gehörorgane des Insekts befinden sich in den Vorderbeinen, während die stark vergrößerten Hinterbeine ein außergewöhnliches Sprungvermögen aufweisen. Heuschrecken sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel in offenen Graslandschaften und damit ökologisch sehr wertvoll.

Gestaltung: Patrick Niesel

Der Entwurf von Patrick Niesel aus Röthenbach zeigt nahezu formatfüllend ein auf einem Blatt sitzendes weibliches Grünes Heupferd. Die Wettbewerbs-Jury, die dieser Arbeit den 1. Preis verlieh, schreibt in ihrer Beurteilung: „Das Motiv ist in vorzüglicher Weise detailliert und sensibel als Relief modelliert. Die Komposition verbindet geschickt den charakteristisch ‚staksigen‘ Ausdruck der Heuschreckenbeine mit den umgebenden Halmen. Durch eine axiale vertikal-horizontal Betonung der Darstellung auf der Münzfläche und die farblich entschiedene Behandlung des Heupferdes bleibt der Gesamteindruck bei aller Fülle und Lebendigkeit des Entwurfs klar und gut lesbar. Die Legende ist im Blattrelief als auf den Münzgrund vertiefte Inschrift gearbeitet.“

HAINSCHWEBFLIEGE

Die Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) sieht gefährlicher aus als sie ist. Das liegt an ihrer wespenähnlichen gelb-schwarzen Zeichnung. Dabei ist sie völlig harmlos und hat auch keinen Stachel. Sie kann in der Luft auf der Stelle fliegen und ist damit leicht von einer Wespe unterscheidbar. Die in Deutschland vorkommenden 450 Schwebfliegenarten gehören zu einer der vier größten Insektengruppen: den Zweiflüglern. Und sie sind Nützlinge, denn als Larven sind sie effektive Blattlausvertilger und als erwachsene Tiere wichtige Bestäuber. Hainschwebfliegen überwintern bei uns in Spalten und Ritzen, wobei ein Teil der Population sogar wie Zugvögel in den warmen Süden fliegt. Die Hainschwebfliege war „Insekt des Jahres 2004“ in Deutschland.

Gestaltung: Anna Martha Napp

Das preisgekrönte Münzmotiv stammt wie der Marienkäfer von der Bildhauerin und Medailleurin Anna Martha Napp und zeigt eine Hainschwebfliege schräg von oben, die im Begriff ist, auf einer Blüte zu landen. Die Wettbewerbsjury urteilt: „Der Entwurf überzeugt durch die feine, sehr gelungene Modellierung des Fliegenkörpers und der umgebenden Blüten. Die Farbigkeit ist eher zurückhaltend, aber treffend gewählt; die Darstellung der Flügel besticht besonders durch ihre gekonnte Transparenz. Die Umschrift in einfachen, klaren Versalien gibt dem luftig schwebenden Gesamteindruck den nötigen Halt.“ Die Münze soll im zweiten Quartal 2024 erscheinen.

HIRSCHKÄFER

Der ursprünglich waldbewohnende Hirschkäfer (Lucanus cervus) ist einer der größten und auffälligsten Käfer in Europa und den meisten Menschen zumindest vom Hörensagen bekannt. Seinen Namen erhielt er aufgrund der bei den Männchen geweihartig vergrößerten Oberkiefer. An lauen Sommerabenden kann man die Tiere manchmal durch Gärten und Parks fliegen sehen, was aufgrund ihrer Größe ein besonderes Schauspiel ist. Sie ernähren sich von morschem, feuchtem und verpilztem Holz und Baumsaft, den sie an Wundstellen von Bäumen finden. Der Hirschkäfer ist überaus selten und daher besonders geschützt. Durch verbesserten Schutz der natürlichen Lebensräume kommt er langsam wieder häufiger vor. Er war das „Insekt des Jahres“ 2012.

Gestaltung: Detlef Behr

Die Münze, die im dritten Quartal 2024 ihren Ersttag hat, wurde von Detlef Behr aus Köln gestaltet. Das Preisgericht würdigte den Siegerentwurf mit der idealtypischen Darstellung eines Hirschkäfers so: „Der Käfer ist im Stil einer präzisen naturwissenschaftlichen Illustration in zentraler Aufsicht dargestellt. Durch die typische schwarzbraune Kolorierung gelangt der Käfer mitsamt seinem charakteristischen Merkmal – dem vergrößerten Oberkiefer, den ‚Mandibeln‘ – in den visuellen Vordergrund. Im Hintergrund sind idealisierte Eichenblätter sowie Eicheln dargestellt. Sie geben mit ihrer leichten Erhabenheit einen dezenten Hinweis auf das Habitat des Käfers und die hohe Bedeutung von Eichen für seine Larvalentwicklung. Die typografische Benennung ‚HIRSCHKÄFER‘ findet sich als serifenloser Versalschriftzug am linken Rand der Münze – er bildet ein ausgewogenes Gegengewicht zu dem Motiv.“

STEINHUMMEL

Die (vorerst) letzte Ausgabe der Reihe „Wunderwelt Insekten“ erscheint im vierten Quartal nächsten Jahres und ist der Steinhummel (Bombus lapidarius) gewidmet. Sie vertritt in der Münzserie die staatenbildenden Insekten. Ein Hummelvolk besteht je nach Art aus etwa 50 bis 600 Tieren und einer Königin. Die Mehrzahl der Tiere sind Arbeiterinnen, daneben gehören zum Volk auch Männchen, die wie auch bei den Honigbienen Drohnen genannt werden, sowie einige Jungköniginnen. Ein Volk überlebt in Europa nur einen Sommer und stirbt meistens bereits im September ab. Es überwintern nur die begatteten Jungköniginnen, die im zeitigen Frühjahr des folgenden Jahres allein auf sich gestellt mit der Anlage eines Nestes und damit der Gründung eines neuen Staates beginnen. Hummeln sind durch ihren dichten Pelz an kühlere Lebensräume angepasst und können bereits bei wenigen Grad über dem Gefrierpunkt fliegen. Selbst am Polarkreis leben spezialisierte Arten. Honig produzieren sie nur für ihren eigenen Bedarf, ihr Nutzen als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen ist jedoch von unschätzbarem Wert. Daher sind alle Hummelarten in Deutschland geschützt. Die Steinhummel gehört in Mitteleuropa zu den häufigsten und bekanntesten Hummelarten. Sie war das „Insekt des Jahres“ 2005 in Deutschland und in der Schweiz.

Gestaltung: Patrick Niesel

Patrick Niesel aus dem bayerischen Röthenbach an der Pegnitz belegte neben dem Heupferd (siehe Seite 7) auch im Gestaltungswettbewerb zum Motiv Steinhummel Platz 1. Sie ist durch das leuchtend rote Hinterleibsende und den ansonsten samtschwarzen Körper eindeutig als weibliches Tier zu identifizieren. Das Preisgericht bemerkt dazu: „Die fellartige Struktur des Körpers wird durch eine fein aufgeraute Relief-Struktur der Münze verdeutlicht – im Gegensatz dazu besitzen Körperteile wie Auge und Beine keine Oberflächenstruktur. Dezent im Hintergrund befinden sich stilisierte und komponierte Andeutungen weiterer Pflanzenblüten, was einen zusätzlichen Hinweis auf ihre Bedeutung im Ökosystem gibt.“


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN März/April 2023.

Der Siegerentwurf von Patrick Niesel zeigt nahezu formatfüllend eine auf einem Blatt sitzende Heuschrecke, ein weibliches Grünes Heupferd.

Die Hainschwebfliege hat die schwarz-gelbe Zeichnung einer Wespe, ist aber harmlos. Auf der Münze ist sie beim Anflug auf eine Blüte zu sehen.

Fotorealistische Farbdarstellung eines Hirschkäfers: Modernste Drucksysteme revolutionieren heute auch die Möglichkeiten bei der Oberflächenveredelung von Münzen.

Die Steinhummel bildet den (vorläufigen) Schlusspunkt der 5-Euro-Serie „Wunderwelt Insekten“.

 

 

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