Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial Mai/Juni 2023

75 Jahre Währungsreform, 75 Jahre Deutsche Mark

Die Erfolgswährung der Deutschen feiert Jubiläum: Am 20. Juni 1948 verlor die Reichsmark in der Trizone praktisch über Nacht ihre Gültigkeit und tags darauf war die D-Mark alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel in Westdeutschland. Jeder Deutsche bekam ein „Kopfgeld“ von 40 D-Mark, erst später wurden die restlichen Reichsmarkbestände im Verhältnis 6,5 :100 umgetauscht. 

Der harte Schnitt war dringend nötig, hatte doch der Zusammenbruch des Deutschen Reiches nach dem Zweiten Weltkrieg auch im Bereich des Geldwesens ein großes Chaos hinterlassen. Die kursierenden Bargeld-Milliarden standen in keinem Verhältnis zu den noch existierenden Gegenwerten. Bezugsscheine und der direkte Gütertausch ersetzten in der Not vielfach die Zahlungsmittelfunktion des Geldes.

Münzen in der neuen Währung waren anfangs noch Mangelware, sie mussten im Auftrag der Bank Deutscher Länder erst geprägt werden. Deshalb blieben die alten 10- und 50-Pfennig-Stücke sowie die 1-Reichsmark-Noten zu einem Zehntel ihres Nennwertes vorerst noch in Umlauf. Das neue Papiergeld dagegen war gleich verfügbar: Es war auf Veranlassung der Militärregierungen rechtzeitig in den Vereinigten Staaten gedruckt und unter strengster Geheimhaltung in über 20.000 Holzkisten nach Deutschland verschifft worden.

Auch wenn die Mark ihren 50. Geburtstag nur um wenige Jahre überlebte, ist sie als Legende in die internationale Geldgeschichte eingegangen: Sie war die Währung des deutschen Wirtschaftswunders, stets ein Hort der Stabilität in Zeiten finanzpolitischer Stürme und Veränderungen. Sie avancierte zur Leit- und Ankerwährung in Europa und nach dem Dollar zeitweise zur zweitwichtigsten Devise der globalen Finanzmärkte. 

Wer noch auf der Suche nach einem numismatisch abgeschlossenen Sammelgebiet ist, dem sei das Thema „Deutsche Mark“ ans Herz gelegt. Wäre der 75. Jahrestag da nicht ein guter Zeitpunkt zum Einstieg? Die Kollektion beginnt vor einem Dreivierteljahrhundert mit einem unscheinbaren 1-Pfennig-Stück, der einzigen der neuen Münzen, die schon mit der Jahreszahl 1948 geprägt wurde, und endet 2001 glanzvoll mit der Abschiedsmark in purem Gold. Dazwischen liegt eine große Vielfalt von Kurs- und Gedenkmünzen, die eine friedvolle Epoche der deutschen Geschichte begleiteten. Man muss kein unverbesserlicher Nostalgiker sein, um die Beschäftigung mit diesen Geldstücken großartig zu finden.

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

© DEUTSCHES MÜNZEN MAGAZIN - Alle Rechte vorbehalten