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Der Goldpreis eilt von einem Allzeithoch zum nächsten

Nie zuvor war Gold wertvoller als 2024

Gold glänzt heller denn je. Nie zuvor war das begehrte Edelmetall wertvoller als heute: Im März 2024 durchbrach es erstmals die Schallmauer von 2000 Euro pro Feinunze – und markierte danach weitere Allzeit-Höchststände. Ein Ende des Höhenflugs ist nicht in Sicht.

Die Kauflaune an den Goldmärkten ist ungebrochen. Am 20. Mai 2024 lag der Goldpreis bei sage und schreibe 2425 US-Dollar, umgerechnet 2233 Euro, und markierte damit abermals ein neues Rekordhoch. Seit Anfang 2024 legte der Kurs des gelben Edelmetalls damit um über 17 Prozent zu.

Für viele Experten kam der starke Anstieg in diesem Jahr eher überraschend, denn historisch betrachtet reagiert der Goldpreis auf niedrige Zinsen oder einen schwachen Dollar – beides ist derzeit nicht der Fall. Natürlich sind die klassischen Goldpreis-Treiber, Inflation und Überschuldung, auch heute relevant. Hinzu kommen die zahlreichen geopolitischen Konflikte, die den Höhenflug des „Krisenmetalls“ befeuern. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, der Versuch der Huthi-Rebellen, den Suezkanal zu blockieren – alles Krisen, die die Menschen nach einem „sicheren Hafen“ für ihr Kapital suchen lassen.

Dennoch erklärt dies nicht den außergewöhnlichen Anstieg des Goldpreises in den letzten Monaten. Die wohl wichtigste Studie zum Thema Gold, der jährlich erscheinende „In Gold We Trust“-Report des liechtensteinischen Vermögensverwalters Incrementum AG, kommt zu dem Schluss, dass wir derzeit einen grundlegenden Paradigmenwechsel erleben. Er hat damit zu tun, dass die aufstrebenden Schwellenländer, die 2024 für rund die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsprodukts verantwortlich sind, verstärkt auf Gold als Reservewährung setzen. Gemessen an der jährlichen physischen Goldnachfrage stieg ihr Anteil in den vergangenen fünf Jahren auf 70 Prozent. 

Goldfieber im Reich der Mitte

Nach den Erfahrungen mit westlichen Sanktionen gegenüber Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs wollen sie sich unabhängiger vom US-Dollar machen. Besonders Chinas Zentralbank stockte seine Goldbestände massiv auf. Daneben kaufen aber auch chinesische Privatanleger in großen Mengen Gold. Nachdem der traditionell für die Altersvorsorge genutzte chinesische Immobilienmarkt in Turbulenzen geraten ist, besteht ein immenser Bedarf nach Alternativen – und die finden sich in Edelmetallen, allen voran: Gold.

Vieles spricht dafür, dass der Aufwärtstrend beim Gold anhält. So erwarten die Analysten der Bank of America, dass der Goldpreis bis zum vierten Quartal durchschnittlich 2500 US-Dollar pro Unze betragen und bis 2025 möglicherweise 3000 US-Dollar pro Unze erreichen wird. Andere Finanzexperten sind noch deutlich optimistischer. 

Auch die Deutschen  kaufen mehr Gold

Eine aktuelle Untersuchung der Steinbeis-Hochschule Berlin für die Reisebank Frankfurt zeigt, dass das deutsche Anlagevermögen in Gold in den vergangenen Jahren nochmals gewachsen ist – obwohl hohe Preise Anreize setzen, sich vom Gold zu trennen. Der größte Teil des Goldes in der Hand von Privatpersonen wird in Form von Goldmünzen oder Goldbarren gehalten. Dieser Anteil hat gegenüber 2021 (der letzten Erhebung) um 35 Tonnen auf 5229 Tonnen zugelegt. Damit verfügen die Deutschen über physisches Anlagegold in einem Gegenwert von rund 375 Milliarden Euro (Goldpreis vom 22.05.2024).

Drei Viertel derer, die Gold gekauft haben, geben der Studie zufolge an, auch weiterhin welches erwerben zu wollen, und fast alle wollen es auch behalten. Dies unterstreicht die Funktion des Goldes als Wertsicherungsinstrument. Angesichts hoher Inflationsraten und gleichzeitig massiver Preisanstiege bei Gold ist die Zufriedenheit mit dem Edelmetall unverändert hoch: 89,9 Prozent derjenigen, die je Gold erworben haben, sind mit ihrem Investment zufrieden.

Begehrte Gold-Euros

Was die Münzensammler schon längst erkannt haben, ist mittlerweile also Allgemeingut: Gold in Form von Münzen oder Barren zu besitzen ist nicht nur eine der schönsten, sondern auch eine der sichersten Formen des Gold-Investments. Denn es ist echtes Gold, das man anfassen und persönlich verwahren kann. Angesehene Wirtschaftspublikationen warnen vor dem sogenannten „Papier-Gold“ in Form von Zertifikaten mit dem Risiko eines Totalverlustes, sollte der Emittent pleitegehen. Neben den klassischen Anlagemünzen, deren älteste, der südafrikanische Krügerrand, vor 57 Jahren Premiere feierte, setzen Münzgold-Anleger hierzulande vor allem auf die jährlich geprägten 20-, 50- und 100-Euro-Goldmünzen der Bundesrepublik Deutschland. Aus Sicht der reinen Investoren haben die deutschen Gold-Euros zwar den Nachteil, dass sie nicht beliebig verfügbar sind, denn sie werden in begrenzten „limitierten“ Auflagen geprägt. Den Sammler freut das allerdings umso mehr. Der Marktpreis dieser Gedenkmünzen wird nämlich nicht nur vom Goldkurs bestimmt (unter den sie natürlich nie sinken können), sondern auch von ihrem Seltenheitswert. Und der liegt oft deutlich über dem reinen Edelmetallpreis. 

Sammlerwert übertrifft  den Goldpreis 

Begonnen hat die Prägung von Goldmünzen der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2001, als zum Andenken an die gute alte D-Mark die legendäre „Gold-Mark“ der Deutschen Bundesbank in der gewaltigen Auflage von einer Million Exemplare erschien. Es war die erste deutsche Goldmünze seit dem Kaiserreich, die bereits kurz nach ihrem Erstausgabetag bei den Landeszentralbanken vollständig vergriffen war und in der Folge im Wert stark zulegte. Wer dieses Stück damals zum Ausgabepreis von umgerechnet rund 125 Euro ergattern konnte, kann sich allein schon durch den gestiegenen Edelmetallpreis über einen Wertzuwachs von fast 700 Prozent auf 874 Euro (Stand 22. Mai 2024) freuen. Der Sammlerwert freilich liegt auch hier höher – die goldene Abschiedsmark wird heute für über 1000 Euro gehandelt.

Historische Goldmünzen

Auch ein Klassiker unter den deutschen Münzensammlungen rückte durch den anhaltenden Goldpreis-Boom wieder in den Mittelpunkt des Interesses: historische Goldmünzen des Kaiserreichs. Am 10. Oktober 1871 wurde der „Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen“ veröffentlicht und die Mark zur neuen Einheitswährung im deutschen Kaiserreich. Seitdem stellen die Goldmünzen dieser Epoche – Originaldokumente deutscher Zeitgeschichte ­– nicht nur hierzulande eines der begehrtesten Sammelgebiete dar. Von den einstigen Prägeauflagen sind allerdings aufgrund von Einschmelzungen und den Wirren der beiden Weltkriege nur noch Bruchteile übrig. Neben dem stark gestiegenen Goldpreis ist das der Hauptgrund für den heutigen hohen Wert dieser historischen Goldmünzen.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli–September 2024.

Der südafrikanische Krügerrand (oben) ist der Klassiker unter den Anlagemünzen. Viele Sammler hierzulande setzen auf Goldmünzen aus Deutschland – von der Goldmark 2001 bis zu den Gold-Euros. Auch Goldmünzen des deutschen Kaiserreichs (unten) sind sehr gefragt und profitieren vom Goldpreis-Boom. 

 

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