Vor 75 Jahren, am 20. September 1949, trat der Deutsche Bundestag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Auch wenn als Gründungsdatum der Bundesrepublik Deutschland gemeinhin der 23. Mai 1949 gilt, an dem die Verfassung in Kraft trat, so wurde die Bundesrepublik erst mit dem Amtsantritt des Kabinetts Adenauer politisch mit Leben erfüllt. 2024 wurde und wird der 75. Geburtstag unseres Staats gefeiert – numismatisch begleitet von einer 20-Euro-Silbermünze zum Grundgesetz- Jubiläum und zahlreichen Gedenkprägungen zur Nachkriegsgeschichte des Landes.
Die währungspolitische Grundlage für die Bundesrepublik war von den westlichen Besatzungsmächten bereits 1948 durch die Gründung der Bank deutscher Länder und die Währungsreform geschaffen worden. Die erste Münze der neuen Mark-Währung mit der Umschrift „Bank deutscher Länder“ war das 1-Pfennig-Stück mit Jahreszahl 1948, das aber offiziell erst am 24. Januar 1949 in Umlauf gebracht wurde. In der Folge kamen das erste 10-Pfennig-Stück hinzu sowie das 5- und 50-Pfennig-Stück, die alle die Jahreszahl 1949 trugen.
Damit wurde vor 75 Jahren der Grundstock zur Münzkollektion der Bundesrepublik Deutschland gelegt, die seit Jahrzehnten Millionen Sammler in ihren Bann zieht. Denn sie besteht nicht in erster Linie aus den eher unscheinbaren Kursmünzen, sondern aus faszinierend-vielfältigen Gedenkmünzen-Ausgaben, die ein Spiegelbild der Geschichte und Kultur Deutschlands sind.
Ergänzt wird sie durch die Münzen der DDR, die auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone nach dem Zweiten Weltkrieg 40 Jahre lang existierte. Hier jährt sich in diesen Tagen übrigens ebenfalls der 75. Jahrestag der Staatsgründung: Am 7. Oktober 1949 erklärte sich der 2. Deutsche Volksrat zur Provisorischen Volkskammer und setzte die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik in Kraft.
Auch in den Zeiten der Spaltung war das deutsch-deutsche Kulturerbe unteilbar. In beiden Staaten wurden die großen Persönlichkeiten des Volkes gleichermaßen numismatisch geehrt: Beethoven und Dürer, Luther und Lessing, Kleist und Kant, Fichte, Leibniz und Humboldt. Nicht nur die großen Dichterfürsten Schiller und Goethe kamen in Ost wie in West zu Münzehren, sondern auch Gelehrte, wie Max Planck, Robert Koch oder Carl Friedrich Gauß und – Karl Marx. Gerade diese Übereinstimmung der Themen hat viele Münzbegeisterte dazu inspiriert, nach der Wende ihre Sammlungen um Motive aus dem jeweils anderen Staat zu bereichern und so eine großartige gesamtdeutsche Kollektion zu schaffen.
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin
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