Der Silberpreis steigt ungebremst und markiert fast täglich neue Allzeit-Höchststände. Das hat jetzt auch Auswirkungen auf die deutschen Silber-Gedenkmünzen: Ab 2026 wird der aufgeprägte Nennwert erhöht und die Weihnachtsmünze 2025 erscheint nicht!
Nach einem Beschluss des Bundesfinanzministeriums von Anfang September 2025 sollten die 20-Euro-Stücke ab März ein aufgeprägtes Nominal von 25 Euro tragen, das der Weihnachtsmünze sollte auf 35 Euro angehoben werden. Mittlerweile hat sich die Situation aber weiter verschärft. Zum Zeitpunkt der Entscheidung durch das Bundesfinanzministerium lag der Silberpreis bei damals schon sagenhaften 35 Euro pro Feinunze. Inzwischen ist er (Stand 16. Oktober 2025) auf über 46 Euro weiter gestiegen! Deshalb müssen die Nominale noch weiter nach oben angepasst werden. Über die Höhe ist jedoch bislang nicht endgültig entschieden.
Eine Entscheidung aber gab des Bundesministerium der Finanzen am 16. Oktober bekannt: „Die Ausgabe der 25-Euro-Sammlermünze ‚Heilige Drei Könige‘ sowie der 20-Euro-Sammlermünze ‚125 Jahre Wuppertaler Schwebebahn‘ wird zurückgestellt.“ Weiter heißt es wörtlich: „Infolge des starken Anstiegs des Silberpreises liegt der Materialwert der deutschen 20-Euro- beziehungsweise 25-Euro-Silbermünzen zwischenzeitlich deutlich über dem jeweiligen Nennwert. Die Neuausgabe entsprechender Münzen ist unter diesen Umständen nicht möglich. Daher werden sowohl die 25-Euro-Sammlermünze ‚Heilige Drei Könige‘ (ursprünglicher Ausgabetermin: 20. November 2025) als auch die 20-Euro-Sammlermünze ‚125 Jahre Wuppertaler Schwebebahn‘ (ursprünglicher Ausgabetermin: 22. Januar 2026) nicht zu den geplanten Terminen ausgegeben."
Handlungsoptionen für eine spätere Ausgabe der Münzen – gegebenenfalls mit angepassten Parametern – würden derzeit geprüft. Was das konkret bedeutet, darüber kann nur spekuliert werden. Alles – von 30 bis 50 Euro – scheint derzeit möglich. Wann die beiden mit neuem Nennwert geprägten Münzen ausgegeben werden, steht ebenfalls noch in den Sternen.
Rückblick: Wie sich die Ereignisse überschlugen
Am 1. September 2025, kurz vor Redaktionsschluss unserer gedruckten Zeitschriften-Ausgabe, durchbrach der Silberpreis mit einem Schlusskurs von 35,22 Euro pro Feinunze erstmals die 35-Euro-Grenze und markierte damit ein neues Allzeithoch. Nie seit der Euro-Einführung war das Edelmetall teurer. In Gramm ausgedrückt entsprach dies einem Marktwert von 1,13 Euro. Die deutschen 20-Euro-Silbergedenkmünzen aus 18 Gramm Sterlingsilber (925/1000) enthalten 16,65 Gramm pures Silber. Multipliziert mit 1,13 ergab sich so ein reiner Silberwert von 18,81 Euro. Das war nicht mehr weit entfernt vom aufgeprägten 20-Euro-Nominal, zu dem die Münzen in Normalprägung „Stempelglanz“ in Umlauf kommen.
Bei der für November angekündigten Weihnachtsmünze ist der Unterschied des Verkaufspreises zum Wert des enthaltenen Edelmetalls noch kleiner: Die 22 Gramm Feinsilber dieser Münze kosteten Anfang September bei einem Kurs von 1,13 Euro pro Gramm bereits 24,86 Euro. Am 16. Oktober waren es dann schon rund 32,80 Euro! Da nicht zu erwarten ist, dass der Kurs bis zum geplanten Erstausgabetag, dem 20. November 2025, wieder auf unter 35 Euro abstürzt, wird die Münze vorerst nicht in Verkehr gebracht. Denn das Haushaltsrecht verbietet es dem Bund, Edelmetalle zulasten des Steuerzahlers unter Wert zu verkaufen.
Das ist nicht das erste Mal in der bundesdeutschen Münzgeschichte. 15 Jahre zuvor war genau dies der Fall: Die beiden für November 2010 geplanten 10-Euro-Silbermünzen „Eisenbahn“ und „Ski-WM“ wurden bereits am 26. Oktober in Umlauf gebracht – sehr zum Verdruss einiger Münzensammler übrigens, die am geplanten Ersttag zur Bank gingen und erfahren mussten, dass die Münzen bereits ausverkauft waren. Doch das war das kleinere Übel. Schlimmer wäre es gewesen, die Münzen wären wegen des explodierenden Silberpreises überhaupt nicht erschienen. So wie es 1979 mit der Otto-Hahn-Münze geschehen war, deren Auslieferung nur zwei Tage vor dem geplanten Ausgabetermin gestoppt wurde.
Ein Chaos wie vor 15 Jahren soll vermieden werden
Aktuell will man in jedem Fall erreichen, dass es nicht wieder zu chaotischen Situationen wie vor 15 Jahren kommt, als der Silberpreis bereits einmal durch die Decke ging. Damals hatte man beschlossen, den Nennwert bei 10 Euro zu belassen, dafür Gewicht und Legierung zu ändern. Statt 18 sollten die Münzen ab 2011 nur noch 16 Gramm wiegen und der Silbergehalt sollte von 925/1000 auf 625/1000 reduziert werden. Damit enthielten die Münzen nur noch 10 Gramm reines Silber, statt zuvor 16,65 Gramm.
Doch schnell wurde klar, dass man mit dieser Entscheidung zu kurz gesprungen war. Der Silberpreis zog weiter rasant an und so erschien in dieser neuen Spezifikation nur eine einzige Münze, nämlich das 10-Euro-Stück „Franz Liszt“ im Februar 2011. Danach zog der Finanzminister die Reißleine: Die für den 5. Mai geplante Ausgabe „125 Jahre Automobil“, die schon fertig geprägt zur Auslieferung bereitstand, wurde wieder eingeschmolzen und in Kupfer-Nickel neu geprägt. Nur die Spiegelglanz-Ausgaben, für die ja traditionell ein über dem Nennwert liegender Verkaufspreis festgesetzt wird, erschienen noch in Silber. Durch die kurzfristig beschlossene Umstellung und Neuprägung war natürlich der gesamte Gedenkmünzen-Ausgabeplan 2011 Makulatur. Langjährige Deutschland-Sammler werden sich erinnern, dass zum Beispiel die Automobilmünze erst mit einem halben Jahr Verspätung in Umlauf kam. Alle folgenden Ausgaben des Jahres waren ebenfalls betroffen. Nicht nur bei den Prägestätten brach Chaos aus, auch bei Sammlern und Münzhändlern, die ihre Abonnement-Lieferungen zeitlich komplett umplanen mussten.
Die Vorgänge vor 15 Jahren können also nicht Vorbild sein für die heutige Entscheidung. So hat man sich jetzt darauf geeinigt, den aufgeprägten Nennwert zu erhöhen und nicht wieder auf unedle Metalle umzusteigen. Für den Sammler ist eine Nennwerterhöhung an sich kein Problem, da der Staat ja für das aufgeprägte Nominal garantiert. Die Münzen können jederzeit bei der Bank 1:1 zurückgetauscht werden. Ob es nun 20 für 20 Euro sind oder beispielsweise 50 für 50 Euro, spielt dabei keine so große Rolle und ist eher eine Frage der Liquidität.
Nach einer Umfrage im Deutschen Münzen Magazin von 2011 sprachen sich übrigens 80 Prozent für eine Nennwerterhöhung aus. Sie nahmen lieber den höheren Preis in Kauf, als auf das Edelmetall zu verzichten und dafür wieder Münzen aus Kupfer-Nickel zu bekommen. Daran dürfte sich bis heute nichts geändert haben.

So wie auf dieser beispielhaften Fotomontage sollten die Wertseiten der bisherigen Silber-Zwanziger aussehen: Jahreszahl 2026, Silber 925, Nennwert: 25 Euro. Angesichts des weiter rasant steigenden Silberpreises reicht diese Erhöhung des Nominals jedoch nicht aus und es muss weiter nach oben angepasst werden.
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