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alte und neue Numismatik

Leserforum

In dieser Rubrik beantwortet die Redaktion regelmäßig Fragen der Leserinnen und Leser des Deutschen Münzen Magazins. Besonders interessante und häufig gestellte Leserfragen finden Sie hier in unserer Online-Ausgabe.


Randschrift kopfstehend

Ich habe zwei 20-Euro-Münzen „Grimms Märchen, Rotkäppchen“ erworben und festgestellt, dass die Randschrift mit der Motivseite nach oben liegend einmal falsch herum, also auf dem Kopf steht. Ist dieses ungewöhnlich oder kommt so etwas häufiger vor?

Dietmar Sch., 23845 Grabau

Anmerkung der Redaktion: Das ist nichts Ungewöhnliches. Beide Münzen sind korrekt geprägt. Dass die Randschrift mal aufrecht- und mal kopfstehend zu den Bildseiten ausgerichtet ist, liegt am Prozess der Münzprägung. Bei deutschen Gedenkmünzen erhalten die Rohlinge in einer Rändelmaschine zunächst die Randschrift, purzeln danach in Auffangbehälter, von wo es weiter zur eigentlichen Motivprägung geht. Hier wirken nun die Prägestempel von Vorder- und Rückseite gleichzeitig auf den Rohling ein. Die Chance steht also genau 50 zu 50, wie herum die mit Randschrift versehenen Ronden in die Münzprägemaschine gelangen.

Woher kommt der Name Sterlingsilber?

Seit Anfang des Jahres werden die deutschen Gedenkmünzen wieder in Sterlingsilber geprägt. Auch viele Münzen aus anderen Ländern sind aus diesem Metall. Aber woher kommt der Name? War das englische Pfund Sterling früher aus dieser Legierung?

Friedrich M., per E-Mail

Anmerkung der Redaktion:

Mit „Sterling“ wurden ursprünglich mittelalterliche Silbermünzen bezeichnet, vor allem hochwertige Silberpennies, die seit dem Jahr 1180 unter dem englischen König Heinrich II. (1154–1189) geprägt wurden. Der Herkunft des Namens ist umstritten. Es gibt (neben vielen anderen) Deutungen, die auf das lateinische „statera“ (Waage) zurückgehen, von dem sich das französische „esterlin“ ableiten soll, was für ein hochwertiges, reines Geldstück stand. Andere Sprachwissenschaftler gehen vom altenglischen „steorling“ (Münze mit Stern) aus, was auf das Motiv des englischen Sterlings mit einem Zwillingsfadenkreuz verweist. Heute ist Sterlingsilber die international gebräuchliche Standardangabe für eine Legierung mit einen Feingehalt von 925 Tausendstel Anteilen Silber und gleichzeitig die gängigste Metalllegierung bei hochwertigen Gedenkmünzen.

Wie Sie selbst erwähnen, wurde in England der Ausdruck „Sterling“ sogar Teil der Währungsbezeichnung. Im Mittelalter wurden aus einem Pfund Silber 240 Sterlinge geprägt, was sich im Ausdruck „Pound of Sterlings“ manifestierte. Bis heute bezeichnet „Pound Sterling“ die Währungseinheit des Vereinigten Königreichs, offiziell GBP = Great Britain Pound.

Stempelglanz – bankfrisch

Über meinen Händler habe ich die 5-Euro-Münzen „Planet Erde” von allen fünf Prägestätten bekommen. Bei der Sichtkontrolle mit bloßem Auge stellte ich an allen fünf Münzen am Rand kleine Einkerbungen fest. Des Weiteren zeigt sich der innere Ring (Seite Erde) unterschiedlich glänzend. Kann man diese Qualität noch als „Stempelglanz“ bezeichnen oder ist das nur noch „bankfrisch“?

Hans-Ulrich J., 63619 Bad Orb

Anmerkung der Redaktion: Die Begriffe „Stempelglanz” und „bankfrisch” werden oft synonym verwendet. Beide Begriffe bezeichnen Münzen, die direkt aus der Prägestätte kommen und noch nicht in Umlauf waren. Die 5-Euro-Münzen, die der Handel kurz nach der Erstausgabe als „Stempelglanz“ verkauft hat, stammen in aller Regel direkt aus den Originalrollen der Münzstätten, haben also die bestmögliche Erhaltung in „Normalprägung”, wie der Bund diese Qualität nennt. Die kleinen Macken sind bei der Massenprägung nicht ganz zu vermeiden. Wenn Sie ganz makellose Stücke besitzen wollen, müssen Sie einen Aufpreis für die höchste Prägequalität „Spiegelglanz” (oder „Polierte Platte”) in Kauf nehmen. Die Qualität „handgehoben”, wie beispielsweise in Österreich, gibt es von normalgeprägten deutschen Münzen nicht.

5-Euro-Münze: Erste Fehlprägung aufgetaucht

Mein Vater (87 Jahre) hat bei seinem Münzhändler in München die neue 5-Euro-Gedenkmünze gekauft und zuhause bei genauerer Betrachtung festgestellt, dass der blaue Polymerring „ausgelaufen“ ist (siehe Foto). Handelt es sich dabei um eine Fehlprägung und wie kann so etwas entstehen?

Monika R., per E-Mail         

Anmerkung der Redaktion: Als wir das Foto in der Redaktion sahen, waren wir zunächst auch ratlos, weil über Fehlprägungen der neuen Polymer-Münze bislang noch nichts bekannt war. Auch eine Recherche im Internet brachte keine Ergebnisse. Wir haben deshalb die Anfrage an das Bundesministerium der Finanzen als Herausgeber der Münze weitergeleitet und von dort folgende Stellungnahme erhalten:

„Die Ursache für den ‚verlaufenden Polymerring‘ dürfte in dem der Prägung vorausgehenden Fügeprozess liegen. Es handelt sich bei dem Fügeprozess um ein Verfahren zur Serienherstellung eines Produktes mit hoher Prozessgeschwindigkeit. Wie bei jedem derartigen Prozess kann es aufgrund der eng tolerierten Einzelkomponenten zu geringen Schwankungen in der Verarbeitung aller Komponenten kommen. Das Vorprodukt der Münze wird aus drei Komponenten – metallischer Außenring, Polymermittelring und metallischer Kern – zusammengefügt. In dem vorliegenden Fall wurde der Polymerring durch die Maschine nicht ganz präzise in der vorgesehenen Position abgelegt. Durch den Fügedruck wurde der Polymerring über den metallischen Außenring gedrückt. Dem Grunde nach handelt es sich um eine Prozessungenauigkeit, die in einer maschinellen Serienfertigung mit Stichprobenprüfung im Ausnahmefall auftreten kann.“

Es dürfte sich demnach also tatsächlich um eine echte Fehlprägung handeln, die bei den (strengen) Qualitätskontrollen – in diesem Fall im Bayerischen Hauptmünzamt mit dem Prägebuchstaben D – übersehen wurde und so in den Umlauf gelangen konnte. Die Tatsache, dass bei über zwei Millionen Auflage dieser Münze bislang erst dieses eine Stück dokumentiert ist, zeigt, dass dies offenbar höchst selten passiert. Wir würden Ihrem Vater empfehlen, die Münze vorerst zu behalten und die Wertentwicklung abzuwarten, die davon abhängig ist, wie viele derartige Stücke in nächster Zeit noch auftauchen. Denn bekanntlich gibt es Sammler, die sich auf Fehlprägungen spezialisiert haben und bereit sind, dafür umso höhere Preise zu bezahlen, je seltener und spektakulärer das Stück ist.

Euro-Umrechnungskurse

Als Sammler haben mich bei Währungsreformen und -umstellungen immer die jeweiligen Umrechnungskurse interessiert, so auch die nationalen Währungen bei Einführung des Euro. Es fehlen mir jedoch die Angaben für Lettland, Litauen und Andorra. Können Sie mir weiterhelfen?

Klaus-Peter R., 18273 Güstrow

Anmerkung der Redaktion: Für die beiden jüngsten Vollmitglieder der Eurozone gilt: Lettland seit 2014 / 1 Euro = 1,422872 Lats, Litauen seit 2015 / 1 Euro = 3,4528 Litas. Bei Andorra verhält sich die Sache etwas anders. Im zwischen Frankreich und Spanien gelegenen Fürstentum galten vor Einführung der Währungsunion sowohl Franc als auch Peseta. Deshalb wurden in Andorra auch beide Umrechnungskurse angewandt: Mit Einführung der Währungsunion wurden 6,55957 Französische Franc bzw. 166,386 Spanische Peseten gegen einen Euro getauscht. Seit Einführung des Euro wird Andorra noch von Spanien mit Bargeld versorgt. So gab es im Dezember 2001 für die  Bevölkerung des Pyrenäenstaats auch nur spanische „Starterkits“  zu 12,02 Euro (= 2000 PTS). Die Einführung andorranischer Kursmünzen in Euro-Währung per 1. Januar 2015 hat deshalb keinen neuen Wechselkurs ergeben, da das Land de facto seit 2002 den Euro als offizielles Zahlungsmittel besitzt.

„Deutsche Anlagemünzen nicht ausgeschlossen“

Warum verausgabt das Bundesfinanzministerium keine Anlagemünzen in verschiedenen Stückelungen (z.B. 1oz, 1/2 oz, 1/4 oz, 1/8 oz) aus Gold bzw. Silber, wie es u.a. Kanada mit dem „Maple Leaf“ macht? Dies würde die Sammler in erheblichem Maße erfreuen und das Münzensammeln noch attraktiver machen. Als Motiv würde sich das Brandenburger Tor als Symbol der Deutschen Einheit anbieten.         

Klaus B., 51645 Gummersbach

Anmerkung der Redaktion: Auf Nachfrage antwortete Ministerialrätin Ulrike Bohm, Leiterin des Münzreferats im Bundesministerium der Finanzen: „Die aktuelle Position des Bundesfinanzministeriums zur Emission deutscher Anlagemünzen ist gegenüber den Ausführungen, die ich im Rahmen des Interviews im Deutschen Münzen Magazin 4/2015 zu diesem Punkt gemacht habe, grundsätzlich unverändert: Anlagemünzen sind aus Sicht des Bundesministeriums der Finanzen ein durchaus interessantes Produkt. Wir verfolgen daher aufmerksam die Entwicklungen in diesem besonderen Marktsegment und beobachten die Aktivitäten der dort präsenten Anbieter. Ob auch das Ausgabeprogramm der Bundesregierung künftig um Anlagemünzen erweitert wird, ist offen. Konkrete Planungen für die Ausgabe entsprechender Stücke gibt es derzeit jedoch nicht. Für die Zukunft ist die Emission deutscher Anlagemünzen allerdings nicht ausgeschlossen.“

Reinigung der Polymer-Münze?

Die neue Kupfer-Nickel-Münze mit Polymerring ging ja in der bankfrischen Ausführung durch mehrere Hände und ist dadurch mit diversen Fingerabdrücken behaftet. Gibt es von den Entwicklern oder den beteiligten Prägeanstalten schon Hinweise, wie die „Planet Erde“-Münze entsprechend behandelt bzw. gereinigt werden kann?

Rolf W., 73207 Plochingen

Anmerkung der Redaktion: Das ist in der Tat eine Frage, die sicher viele Sammler beschäftigen dürfte. Die Münzexperten des Bundesfinanzministeriums (BMF) empfehlen grundsätzlich einen vorsichtigen Umgang mit der neuen Münze und schlagen für die Reinigung den Einsatz einer Geschirrspülmittel-Lösung vor. Alternativ oder zusätzlich könne auch ein Kombinations-Tauchbad mit wässrigen Lösungen aus Zitronensaft und Natron verwendet werden: Die Münze zuerst fünf Minuten in Zitronensaft legen, dann weitere fünf Minuten mit Natriumbikarbonat (Natron) behandeln. Weiter heißt es wörtlich: „Vorsicht ist bei kommerziellen Reinigungsbädern für Münzen angebracht, vor allem wenn Ingredienzien nicht bekannt sind. Man sollte organische Lösungsmittel vermeiden, insbesondere Chloroform, Dichloromethan, N-Methyl-2-pyrrolidon, Dimethylacetamide. Diese können die Kunststoffoberfläche angreifen und bei langzeitiger Einwirkung Trübungseffekte oder sogar Quellung verursachen. Da es genaue, auf die neue 5-Euro-Münze abgestimmte Reinigungsempfehlungen bislang nicht gibt, sei „seitens der Entwicklergruppe die Erarbeitung einer genauen Spezifikationsliste für die Reinigung und Pflege der Münze beabsichtigt“, so das BMF.

Europa-Porträt als Sicherheitsmerkmal

Können Sie mir erklären, wer die „Figur“ auf dem neuen 20-Euro-Schein ist? Ein Heiliger? Ein Fensterbild?             

Werner Sch.,12053 Berlin

Anmerkung der Redaktion: Bei dem Bild im sogenannten „Porträtfenster“ auf der neuen 20-Euro-Banknote handelt es sich um eine Darstellung der Mythengestalt Europa, wie sie auf einer über 2000 Jahre alten süditalienischen Vase im Pariser Louvre zu sehen ist. Namensgeberin ist eine phönizische Prinzessin, die der Legende nach vom Göttervater Zeus (in Gestalt eines weißen Stiers) ver- und entführt worden sein soll. Das beschriebene Porträt der Europa ist übrigens als Wasserzeichen und als Hologramm auf allen Scheinen der nach ihr benannten „Europa-Serie“ zu finden, die im Mai 2013 mit dem neuen 5-Euro-Schein startete und dann auf 10 Euro fortgeführt wurde. Beim neuen Zwanziger ist das Hologramm nun erstmals als innovatives Sicherheitsmerkmal durchsichtig, wenn man den Schein gegen das Licht hält.

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